Vermieter hassen diesen Trick!

Im Zeitalter von Daten und KI werden Probleme oft ĂŒbertrieben oder als komplexer dargestellt, als sie tatsĂ€chlich sind. Lasst euch hier nicht tĂ€uschen: Wer nicht ĂŒberzeugen kann, versucht oft, zu verwirren. Die FĂ€higkeit, Probleme zu vereinfachen, gehört zu den wichtigsten FĂ€higkeiten dieser Zeit. Letzte Woche wollte ich einen Blogbeitrag darĂŒber schreiben, wie man durch Hauptkomponentenanalyse (PCA) die Daten von Immobilieninseraten vereinfacht und dadurch die Suche erleichtert. Obwohl ich bereits vor einigen Jahren eine Ă€hnliche Analyse durchgefĂŒhrt hatte, erkannte ich, dass die ZusammenhĂ€nge in Immobilieninseraten noch viel einfacher sind, als es die PCA vermuten lĂ€sst.
Wie wohnt der Durchschnitts-Schweizer?
Zuerst zu den Daten. Das Vorgehen Ă€hnelte dem im vergangenen Blog ĂŒber Autoscout-Daten. Hier habe ich alle Mietwohnungsinserate auf Immoscout24.ch mittels Selenium gesammelt. Dazu wird lediglich eine Liste der Schweizer Gemeinden (z.B. von Wikipedia) benötigt. Dann wurde die URL systematisch zusammengesetzt:
Basis: www.immoscout24.ch  +
Objekt: wohnung/mieten/ort-
Ort: aus der Wikipedia Liste
Nach einer initialen Betrachtung der Datensammlung von knapp 8'000 Inseraten ziehe ich folgenden Schluss: Eine typische Wohnung in der Schweiz hat:
- 3,4 Zimmer
- 86 m2
- kostet 1.886 CHF Miete und 237 CHF Nebenkosten
- hat einen Balkon
- hat in knapp der HĂ€lfte aller FĂ€lle keinen Lift
- ist aus dem Jahr 1986
- liegt im 3,7. Stock
- ist 571 m vom nÀchsten Kindergarten entfernt
- hat keinen Keller, und es sind keine Haustiere erlaubt
- ist weder Minergie standardisiert noch rollstuhlgÀngig
Immobiliendaten sind wenig dimensional
Es gibt etwa 15 Datenpunkte, die ĂŒblicherweise in einem Immobilien-Inserat enthalten sind. Sind alle gleich wichtig? Die PCA-Analyse zeigte, dass in der ersten Hauptkomponente etwa 80 % der Variation enthalten ist, hauptsĂ€chlich durch den Preis, die Grösse und die Ausstattung. Erst danach kommen Merkmale, die den Standort beschreiben. Aus diesem Grund entschied ich mich fĂŒr eine einfachere Korrelationsanalyse.

Diese Grafik verdeutlicht die Korrelationen.
Korrelationen erklÀren viel
Die Hauptkomponenten und die Korrelationsanalyse deuten darauf hin, dass der Mietpreis, die Grösse und die Ausstattung einer Wohnung die wichtigsten Faktoren im Mietwohnungsmarkt sind. Das klingt auch intuitiv: Mehr Zimmer erfordern mehr FlĂ€che, was sich in höheren Mietpreisen widerspiegelt. Ausserdem ist der Trend zu grösseren Wohnungen ist bekannt (z.B eine Stude des Kantons ZĂŒrich) - was sich wiederum in den Daten wiederspiegelt.
Die analysierten Standortinformationen scheinen fĂŒr die Variation eine untergeordnete Rolle zu spielen. Dies könnte daran liegen, dass, wenn ein Objekt weit vom Stadtzentrum entfernt ist, es auch weit von Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt ist. Umgekehrt ist in der Stadt alles nĂ€her beieinander.
Der Trick - Mietpreise einfach schÀtzen
Die Korrelationsanalyse fĂŒhrte mich dazu, eine Formel zur SchĂ€tzung von Mietpreisen anhand der Immoscout-Daten zu erstellen. Mit der Methode der "Ordinary Least Squares" (OLS) konnte ich eine recht einfache Formel entwickeln, die neben signifikanten statistischen Werten ein vernĂŒnftiges (aber nicht ĂŒberragendes) Bestimmtheitsmass von 0.55 liefert.
Die Formel lautet wie folgt: Rent = 20.18ĂlivingSpace â 131.55ĂnumberOfRooms + 1.49ĂyearBuilt + 105.36ĂhasNiceView â 62.75ĂhasParking + 1.99ĂhasGarage + 2.10ĂisWheelchairAccessible â 53.11ĂarePetsAllowed â 60.87ĂhasBalcony + 55.70ĂhasElevator + 207.29ĂisMinergieCertified - 2454.87 (Konstant) â
Diese Formel liefert einen geschĂ€tzten Mietpreis von 1.850 CHF fĂŒr die Wohnung im Inserat oben. Der tatsĂ€chliche Preis liegt bei 1.920 CHF. Vielleicht könnte man mit dem Vermieter noch ĂŒber eine kleine Preisreduzierung sprechen.
Fazit:
Obwohl die Immobiliensuche stark von Standort, Bildern und persönlichem Geschmack beeinflusst ist, zeigen die Ergebnisse, dass Preis, Grösse und Ausstattung die entscheidenden Faktoren fĂŒr den Mietpreis sind. Eine relativ einfache Formel kann den Preis genau schĂ€tzen und als Basis fĂŒr Verhandlungen mit dem Vermieter dienen (vorausgesetzt, es gibt genĂŒgend Alternativen).